Zum Nachlesen

 

Dritter Sonntag nach Ostern –Jubilate

 

VOTUM

Im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. 

 

PSALM 66  

  1. Lobsinget zur Ehre seines Namens; rühmet ihn herrlich!
  2. Sprecht zu Gott: Wie wunderbar sind deine Werke! 

Deine Feinde müssen sich beugen vor deiner großen Macht.

  1. Alles Land bete dich an und lobsinge dir, lobsinge deinem Namen. 
  2. Kommt her und sehet an die Werke Gottes, der so wunderbar ist in seinem Tun an den Menschenkindern.
  3. Er verwandelte das Meer in trockenes Land, / sie gingen zu Fuß durch den Strom; dort wollen wir uns seiner freuen.
  4. Er herrscht mit seiner Gewalt ewiglich, / seine Augen schauen auf die Völker. Die Abtrünnigen können sich nicht erheben.
  5. Lobet, ihr Völker, unsern Gott, lasst seinen Ruhm weit erschallen, 9 der unsre Seelen am Leben erhält und lässt unsere Füße nicht gleiten.

 

LIED: ALLEIN GOTT IN DER HÖH SEI EHR Zum Anhören und Mitsingen

https://www.youtube.com/watch?v=DvPat9XVmB8 

(link kopieren und bei youtube eingeben)

 

LESUNG AUS DER APOSTELGESCHICHTE 17,22-34  

22 Paulus aber stand mitten auf dem Areopag und sprach: 

Ihr Männer von Athen, ich sehe, dass ihr die Götter in allen Stücken sehr verehrt. 23 Denn ich bin umhergegangen und habe eure Heiligtümer angesehen und fand einen Altar, auf dem stand geschrieben: 

Dem unbekannten Gott.

Nun verkündige ich euch, was ihr unwissend verehrt.

  1. Gott, der die Welt gemacht hat und alles, was darinnen ist, er, der Herr des Himmels und der Erde, wohnt nicht in Tempeln, die mit Händen gemacht sind. 
  2. Auch lässt er sich nicht von Menschenhänden dienen wie einer, der etwas nötig hätte, da er doch selber jedermann Leben und Odem und alles gibt.  26 Und er hat aus einem Menschen das ganze Menschengeschlecht gemacht, damit sie auf dem ganzen Erdboden wohnen, und er hat festgesetzt, wie lange sie bestehen und in welchen Grenzen sie wohnen sollen, 27 dass sie Gott suchen sollen, ob sie ihn wohl fühlen und finden könnten;  und fürwahr, er ist nicht ferne von einem jeden unter uns.
  1. Denn in ihm leben, weben und sind wir; wie auch einige Dichter bei euch gesagt haben: Wir sind seines Geschlechts. 
  2. Da wir nun göttlichen Geschlechts sind, sollen wir nicht meinen, die Gottheit sei gleich den goldenen, silbernen und steinernen Bildern, durch menschliche Kunst und Gedanken gemacht. 
  3. Zwar hat Gott über die Zeit der Unwissenheit hinweggesehen; nun aber gebietet er den Menschen, dass alle an allen Enden Buße tun.
  4. Denn er hat einen Tag festgesetzt, an dem er richten will den Erdkreis mit Gerechtigkeit durch einen Mann, den er dazu bestimmt hat, und hat jedermann den Glauben angeboten, indem er ihn von den Toten auferweckt hat.
  5. Als sie von der Auferstehung der Toten hörten, begannen die einen zu spotten; die andern aber sprachen: Wir wollen dich darüber ein andermal weiterhören. 33 So ging Paulus weg aus ihrer Mitte. 

34 Einige Männer aber schlossen sich ihm an und wurden gläubig; unter ihnen war auch Dionysius, einer aus dem Rat, und eine Frau mit Namen Damaris und andere mit ihnen.

 

ANSPRACHE

Liebe Gemeinde, 

 

„If I can make it there 

I'll make it anywhere 

It's up to you New York, New York.“ (FRANK SINATRA)

 

Ein legendäres Lied für eine legendäre Stadt. Mit knallharter Ansage, denn es bedeutet: In New Orleans magst du ein strahlender Stern sein, hier in New York dagegen bist du mit deiner Nummer eine Funzel. Das heißt aber auch: Wenn du es hier schaffst, dann schaffst du es überall. Umso höher ist hier der Anspruch an Mann und Werk. 

Nein, der Apostel Paulus ist nicht im Showbusiness. Er tritt nicht in seinem, sondern in Gottes Namen auf. Aber er trifft öffentlich auf. Der will etwas.

Anspruch an Mann und Werk. 

Nun also in Athen. Das legendäre Athen. Mag Rom das weltpolitische Zentrum der damaligen Welt sein, so ist Athen – immer noch – das kulturelle und religiöse Zentrum der Antike. Wer meint, intellektuell etwas drauf zu haben, sollte hier bestehen können. Schaffst du es hier, dann… na ja, Sie wissen schon. 

Die Lesung hat eine Vorgeschichte. Paulus wartet in Athen auf seine Mitarbeiter Silas und Timotheus. Also nutzt er die Zeit und lässt sich ein auf die berühmte Stadt mit seinen Skulpturen und Tempeln und Altären.  Bei deren Anblick kriegt Paulus die Wut. Nicht wegen der Ausführungen, handwerklich sind die 1A, nein, sondern wegen ihrer Motive: Sie zeigen alle möglichen Göttern, Halbgöttern, Helden.

Ich bitte Sie: Paulus ist Jude! Der hat von Kind auf gelernt, dass man sich doch kein Bildnis von Gott machen dürfe (das Thema hatten wir in der letzten zoom-Konferenz Konfirmandenunterricht). Es gibt für ihn nur einen einzigen Gott. Theologischer Singular also, nicht Plural! Völlig ausgeschlossen! Daher können dir Standbilder für ihn nur Götzendarstellungen sein.  Neben Juden und Gottesfürchtigen kommt er auch mit heidnischen Bürgern ins Gespräch, die er auf dem Markt antrifft. Hier führt er auch Streitgespräche mit Vertretern der zwei maßgeblichen philosophischen Schulen jener

Zeit. 

„Was will dieser Schwätzer eigentlich?“ „Anscheinend verkündet er irgendwelche fremden Gottheiten.“ „Jesus?“ „Auferstehung?“ Wie bitte? Von welchen Göttern redet er da? 

Und Paulus stellt das, was er von Gott her zu (anzu)sagen hat (= das EVANGELIUM), öffentlich vor. 

Dann folgt die Rede. Es ist durchaus nicht dumm, wie Paulus dabei vorgeht. Er will Brücken bauen. Er will das für die Hörer Fremde weniger fremd darstellen. Dazu muss er auf sie eingehen, damit sie ihn verstehen können. 

Rede: Bei meiner Tour die Stadt begegnete mir ein Altar. Darauf stand: 

„Für einen unbekannten Gott.“

„Der Gott, von dem ich euch erzähle, bringe ich nicht neu hierher, der ist längst hier. Den verehrt ihr bereits, ohne dass ihr es wisst.“

Und er erzählt aus der biblischen Heilsgeschichte, aber so, dass auch die heidnischen Gottesverehrer das aufnehmen können. Dass es z.B. einen Schöpfergott gibt, der den Kosmos (die Welt) gemacht hat, kann jeder Grieche nachvollziehen. 

So weit, so gut. 

Bis zu dem Punkt, an dem Paulus seine Hörer mit folgendem konfrontiert: 

  1. Gott will mehr als Gottesverehrung. Blumen am Altar abzulegen, reicht nicht. Er will eine Reaktion auf sein Tun (= Umkehr, Buße). 
  2. Diese Umkehrforderung ist ernstzunehmen, weil Gott einen Tag des Gerichts terminiert hat, in dem nach Gottes Gerechtigkeit gerichtet wird.
  3. Den Vorsitz über dieses Gericht hat ein nicht namentlich genannter Mann, der von den Toten auferweckt wurde und jedermann den Glauben angeboten hat.

Reaktion. „Auferstehung von den Toten?!“ An diesem Punkt schalten die Hörer ab. „Äh, ja, vielen Dank, ich glaube, ich muss dann jetzt doch langsam nach Hause, sonst brennt mir das Lamm über dem Feuer an. Vielleicht später einmal mehr. Gute Weiterreise und genießen Sie noch unser schönes

Athen!“

Mehr oder minder höflich gibt man Paulus damit zu verstehen, dass es beim Nicht-Verstehen geblieben ist und auch künftig bleiben soll.

Tja, lieber Leser, das klingt nach einem mäßigen Erfolg. Oder anders gesagt: Durchgefallen. Gewogen und für zu leicht befunden worden.  Paulus bzw. seine Osterbotschaft hat es in dem legendären Athen nicht geschafft. 

Man kann sich wundern, dass diese Geschichte eines Misserfolgs in der Bibel enthalten ist! Denn so richtig ermutigend geht das Ganze ja nicht aus. 

 

Vielleicht darf man das so verstehen: 

Christlicher Glaube muss Rede und Antwort stehen können. 

Er muss sich einlassen auf die, die es hören (wollen), und sich dabei ernstlich bemühen. 

Und auch wenn es manchmal so wirkt: Hinter unserer biblische Bildersprache steht in der Tiefe eine Botschaft göttlicher Lebensbejahung, die durch nichts, nicht einmal durch den Tod zerstört werden kann. Gott bringt uns zum Strahlen, wir verglühen eben nicht. Ohne diese Botschaft ist der christliche Glaube maximal eine Funzel. 

Ob die christliche Botschaft dann ankommt, entzieht sich allem Kalkül. Man kann sein Bestes geben, aber die Vollendung dessen liegt nicht in unserer Hand. Im damaligen Athen ging es daneben. Ohne Wenn und Aber. 

Das ist bisweilen niederschmetternd. 

Aber Gott kann allem eine Wendung geben. Das zeigt der Fortgang der Geschichte. Oder endet die Bibel etwa in Athen? 

Amen. 

 

LIED: GOTT GAB UNS ATEM, DAMIT WIR LEBEN (EG 432) Zum Anhören und Mitsingen: Liedtext wird eingeblendet  https://www.youtube.com/watch?v=Hp3aDuceNz8 

 

FÜRBITTEN Ewiger Gott, du atmest mit uns, du liebst und wir leben, du bist die Quelle. Dir vertrauen wir uns an.

 

Du machst neu, wo Altes enden muss. Wir bitten dich für alle, die aufbrechen und nach einem neuen Miteinander suchen. Wir bitten dich für alle, die in ihrem Alltag dem Frieden dienen. Wir bitten dich für alle, die für andere einstehen und sie schützen.

Wir rufen zu dir: Herr, erbarme dich!

 

Ewiger Gott, du gibst Leben, wo der Tod regieren will. Wir bitten dich für alle, die trauern und ohne Hoffnung sind. Wir bitten dich für alle, die mit dem Tod ringen und voller Schmerzen sind. Wir bitten dich für alle, die verzweifelt sind und deren Klagen verstummen.

Wir rufen zu dir: Herr, erbarme dich! 

 

Ewiger Gott, du begeisterst und weist uns ins Weite. Wir bitten dich für alle, die nach dir Ausschau halten, die sich an dir festhalten und die auf dein Wort hören.

Wir bitten dich für deine Gemeinde - für alle, die sich zu dir halten, und auch für die, die in Zweifel und Angst leben. Wir bitten dich für unsere Kinder und für alle, die zu uns gehören.

Wir rufen zu dir: Herr, erbarme dich!

 

Dir vertrauen wir an, was uns persönlich gerade am Herzen liegt.  Wir rufen zu dir: Herr, erbarme dich!

 

VATERUNSER

 

 

SENDUNG

„Ist jemand in Christus,  so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen,  siehe, Neues ist geworden.“ (2.Kor 5,17) Lobt Gott. 

Er hat euch neu geschaffen.

 

SEGEN  

Der HERR segne dich und behüte dich

Der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig Der HERR erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir seinen Frieden.  Amen. 

 

TIPP: MUSIK ZUM SONNTAG JUBILATE

 

J. S. BACH. Cantata "Jauchzet Gott in allen Landen" BWV 51

(Unbedingt die Aufführung mit Maria Keohane (Sopran): Tolle Stimme! 

https://www.youtube.com/watch?v=mM9lpVIC_JQ 

(link kopieren und bei youtube eingeben)

Gottesdienst zum 4.Sonntag nach Trinitatis ,05.07.2020 ,

Predigt über Römer 12, 17 - 21

 

Text:  17 Vergeltet niemandem Böses mit Bösem. Seid auf Gutes bedacht gegenüber jedermann. 18 Ist's möglich, soviel an euch liegt, so habt mit allen Menschen Frieden. 19 Rächt euch nicht selbst, meine Lieben, sondern gebt Raum dem Zorn Gottes; denn es steht geschrieben (5. Mose 32,35): »Die Rache ist mein; ich will vergelten, spricht der Herr.« 20 Vielmehr, »wenn deinen Feind hungert, so gib ihm zu essen; dürstet ihn, so gib ihm zu trinken. Wenn du das tust, so wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln« (Sprüche 25,21-22). 21 Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.

 

Ihr Lieben,

dieser Abschnitt aus dem Brief an die Gemeinde in Rom ist ein revolutionärer Aufruf! Er entspricht zwei Grund Auffassungen Jesu Christi:

  • zum einen die Aussage: liebet eure Feinde; tut Gutes denen die euch hassen LK 6, 27
  • zum anderen die Verheißung: selig sind die Frieden stiften, denn sie werden Gottes Kinder heißen. Mt 5, 9

 

Es ist in den Menschen eine Sehnsucht angelegt, Gutes zu tun und Frieden zu halten mit jedermann. Auf der Suche nach der Erfüllung dieser tiefsten Lebenssehnsucht lässt Goethe seinen Doktor Faustus viel durchleben, bis er entdeckt, wie erfüllend es ist, Gutes zu tun.

Von Lenin, dem Revolutionsführer, der auch ein dialektischer Denker war, ist der Satz überliefert: „Ich kenne nichts Besseres als die Appassionata von Beethoven, ich könnte sie jeden Tag hören. Eine erstaunliche, nicht mehr menschliche Musik. Doch kann ich die Musik nicht oft hören, sie greift die Nerven an, man möchte liebevolle Dummheiten sagen und den Menschen die Köpfe streicheln...

(Die Äußerung hat der  Schriftsteller Maxim Gorky in seinem berühmten Aufsatz „Lenin“ überliefert.)

 

Es ist doch interessant, wie selbst Menschen, die im Stande sind unzählige in den Tod zu schicken, im Herzen die Sehnsucht tragen, liebevoll zu sein und Gutes zu tun. Und es bleibt die bohrende Frage: warum kann der Mensch nicht gut sein?

Die Antwort ist einfach: diese Welt ist an sich durchzogen von einer unwiderstehlichen Rebellion gegen Gottes Geist, der den Menschen in die Lage versetzt, selbst über seine eigenen Interessen hinaus, Gutes zu tun.

Ist unser menschliches Miteinander also verloren?

 

Es gibt einen Silberstreif am Horizont, der über Jahrtausende hinweg leuchtet. Er ist noch nicht endgültig aufgegangen zur vollständigen Sonne - er ist aber auch nicht endgültig untergegangen zur vollständigen Finsternis. Es ist das Vorbild und die Botschaft Jesu Christi, die Kraft seines heiligen Geistes in den Menschen wirkt, die sich ihm anvertraut haben. Durch sie leuchtet die Liebe Gottes immer noch in die Welt hinein.

 

Zunächst gilt es zu beachten, dass die Bibel sehr nüchtern von der Realität des Bösen in der Welt und im Menschen redet. Der Mensch ist nicht von Grund auf gut! Die Humanisten irren sich leider, weil die beste humanistische Erziehung den glühenden Krater des Bösen nicht löscht. Sie kann ihn lediglich überdecken. Aber wehe wenn er Druck bekommt, dann bricht er fürchterlich aus. Die Bibel verschweigt nicht, dass Menschen aktiv gegeneinander böse sind. Und ihre ersten Regeln sprechen auch davon dass man das Böse mit gleicher Macht bekämpfen soll. Die alte Mosaische Regelung: Auge um Auge, Zahn um Zahn, soll lediglich Gewalt-Exzesse verhindern.

Wer eine gerechte Rache fordert, kapituliert aber im Grunde vor dem Bösen. Denn er versucht, Böses mit Bösem zu vergelten. Anstatt das diese Gerechtigkeit Frieden schafft, hält sie das Böse lediglich mit Gegengewalt in Schach.

Wer das Rad der Vergeltung dreht, erweitert aber die Spirale der Gewalt und damit den Machtbereich des Bösen. Gerade wer meint, das Böse mit Bösem vernichten zu können, ist ein Sämann des Bösen und wird ein Vielfaches seiner Saat ernten müssen.

 

Jesus Christus hat mit seinem Leben und in seinen Gleichnissen zwei Dinge sehr deutlich gemacht:

  • es gibt eine absolute Gerechtigkeit, die Gott höchst persönlich überwacht und letztendlich auch durchsetzen wird.
  • Es gibt eine erschütternde Unfähigkeit des Menschen, die Gerechtigkeit Gottes von sich aus anzuerkennen

 

Mit beidem konfrontiert uns Gott immer wieder und wir tun gut daran Gott mit der heilsamen lutherischen Dialektik zu respektieren: „Du sollst Gott fürchten und lieben…“, - - Wenn wir uns selber überwinden lassen von seinem guten Geist und Sinn, dann empfangen wir aus diesen beiden Gesichtspunkten eine heilsame Ausrichtung. Die Verantwortung für unser Leben steht nun vor dem höchsten Richter, der alle Welt aus aller Zeit absolut gerecht richten wird, wenn er die Zeit für gekommen hält. Die Beurteilung über unser Tun und Lassen überlassen wir diesem Herrn und empfangen von ihm ganz neue Maßstäbe, die unser Denken reden und Handeln mehr und mehr bestimmen sollen.

- Wenn wir uns selber überwinden lassen von seinem guten Geist und Sinn, dann werden wir unsere Maßstäbe in Gottes Han legen und von ihm neue Befreiung aus der menschlichen Enge (psychisch wie physisch) bekommen.

Wer der Einladung Jesu Christi folgt: kommt her zu mir… ich will euch befreien von allem, was euer Leben bindet, der empfängt auch die Lebensaufgabe von ihm: lernt von mir und zwar Demut und Sanftmut!

Zurück zu Paulus und seinen Brief an die Römer Kapitel 12

Dieses ganze Kapitel ist eine großartige Ermahnung zu einem neuen Leben! Paulus will nicht weniger als der Gemeinde Jesu Christi aufzeigen, wie es gelingen kann, die Welt zu verändern! In unserem Predigtabschnitt ist der Kern seiner Botschaft: das Wesen Gottes, die Liebe entwickelt ihre größte Kraft, wenn sie diejenigen liebt, die noch Sklaven des Bösen sind. Sklaven? JA - die Bosheit nimmt den Menschen in ihre Gewalt und er rast wider Willen mit Bosheit und Haas und Brutalität gegen alles, was ihm im Weg zu stehen scheint. Es gibt kein Mittel das Böse zu überwinden außer man lässt es ins Leere laufen! Dazu bedarf es einer außerordentlichen Kraft. In Vers zwölf ist die Quelle dieser Kraft gegeben:

„seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, beharrlich im Gebet!“

Freude, Geduld und unbegreifliches Durchhaltevermögen sind die Tugenden, die alles Feuer des Bösen löscht.

Wunderbare Theorie! Wie soll das denn gelingen? Fassen wir zunächst kurz zusammen:

  • die Welt ist böse – das ist nun einmal anzuerkennen
  • Der Mensch aber im Grunde seines Herzens liebt gut zu sein!
  • Nicht aber mit seiner eigenen Gewalt kann er das böse überwinden
  • Wer Böses mit Bösem bekämpft, weitet dessen Machtbereich nur aus.
  • Die Lösung liegt in der alles überwinden Liebe Jesu Christi.
  • Wer ihm nachfolgt, wird zum Werkzeug des Friedens – nicht er in seiner Macht schafft den Frieden sondern er handelt in der Kraft und im Auftrage Gottes mit den Mitteln die Gott ihm gibt: Sanftmut, Liebe und Vergebung, Verzicht und Hingabe - bis zur Selbsthingabe!

 

Die Christen zu allen Zeiten haben mit diesen Mitteln Gottes die Welt verändert!

 

Unser Kirchenpatron Paul Gerhardt singt es uns ins Herz hinein:

 

8. Ihn, ihn laß tun und walten,
er ist ein weiser Fürst
und wird sich so verhalten,
daß du dich wundern wirst,
wenn er, wie ihm gebühret,
mit wunderbarem Rat
die Sachhinausgeführet,
die dich bekümmert hat.

 

 Es ist ein großes Geheimnis, dass wir nur mit Glauben und kindlichen Vertrauen annehmen können, dass Gottes Plan und Wirken letztendlich das Allerbeste ist.

 

Nur allzu oft sehen wir in unserem Alltag kein Eingreifen Gottes, wo es nach menschlichem Ermessen dringend geboten wäre. Ein Mensch ballt dann die Faust zum Himmel und schreit: Gott warum handelst du nicht!

Ein Kind Gottes aber kniet nieder und falte die Hände und bittet wie sein Herr: Vater im Himmel, nicht mein Wille sondern dein Wille geschehe!

Es ist vermessen zu glauben wir könnten aus eigener Kraft den, der uns Böses antut, freundlich und liebevoll behandeln! Immer wieder schreibt Paulus an seine Christen, die um ihres Glaubens willen entsetzliches Leid zu tragen hatten: haltet an am Gebet! Das Gebet öffnet Gottes Schatzkammer! Das Gebet bereichert die Bittenden mit geistlichen Gaben und bewirkt, dass sie Gott den Vortritt lassen. Nun ist Gott selbst am Drücker. Er kann seine ganze Macht ausspielen, weil die Beter sich zu seinen Friedenswerkzeugen hingegeben haben.

Ein großartiges Vorbild ist Franz von Assisi! Sein Gebet bewegt uns dazu, die guten Vorbilder nachzuahmen, um in unserer unmittelbaren Umgebung den Einfluss des Bösen zu löschen.

 

Wir wollen das Friedensgebet zum Abschluss unseres Gottesdienstes Miteinander der beten:

 

 

O Herr,

mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens, dass ich Liebe übe, wo man sich hasst,

dass ich verzeihe, wo man sich beleidigt, dass ich verbinde, da, wo Streit ist,

dass ich die Wahrheit sage, wo der Irrtum herrscht, dass ich den Glauben bringe, wo der Zweifel drückt, dass ich die Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält,

dass ich ein Licht anzünde, wo die Finsternis regiert, dass ich Freude mache, wo der Kummer wohnt.

Herr, lass du mich trachten: nicht, dass ich getröstet werde,

sondern dass ich tröste; nicht, dass ich verstanden werde,

sondern dass ich verstehe; nicht, dass ich geliebt werde,

sondern dass ich liebe.

Denn wer da hingibt, der empfängt; wer sich selbst vergisst, der findet;

wer verzeiht, dem wird verziehen; und wer stirbt, erwacht zum ewigen Leben.     (EG 825)