Ostersonntag

Tag der Auferstehung des Herrn Ostersonntag


Vor dem Beginn halten Sie eine Kerze und Feuerzeug bereit.


„Christus spricht: Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu
Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle.“
Offenbarung des Johannes 1,18


Entzünden Sie jetzt eine Kerze!


Sagen laut für sich oder, wenn Sie zu zweit feiern, einander zu:
„Christus, der Herr, ist auferstanden. Halleluja.“
„Er ist wahrhaftig auferstanden. Halleluja.“


Als Jesus am Ostermorgen von den Toten auferstand,
stand er als der Anfang der neuen Welt auf,
die Gott schon immer hatte schaffen wollen.
Der Tod – die Macht, die die alte Welt tyrannisiert hatte, ist gebrochen,
besiegt, gestürzt.
Mit der Auferstehung Jesu Christi von den Toten beginnt die Geburt einer
neuen Welt,
                                       Gottes Welt.
Der Anfang ist getan, das Reich Gottes kommt – und mit ihm das wahre Leben, wie Gott es für uns immer wollte:
ein Leben geprägt von Liebe und Versöhnung und Heilung und Hoffnung.
Singen wir darum gemeinsam die Osterhymne:


EG 99 „CHRIST IST ERSTANDEN“
Christ ist erstanden / von der Marter alle;
des solln wir alle froh sein, / Christ will unser Trost sein.
Kyrieleis.
Wär er nicht erstanden, / so wär die Welt vergangen;
seit daß er erstanden ist, / so lobn wir den Vater Jesu Christ.
Kyrieleis.
Halleluja, Halleluja, Halleluja!
Des solln wir alle froh sein, Christ will unser Trost sein.
Kyrieleis.

AUS PSALM 118
Danket dem Herrn; denn er ist freundlich,
und seine Güte währet ewiglich.
      Der Herr ist meine Macht und mein Psalm
      und ist mein Heil.
Man singt mit Freuden vom Sieg in den Hütten der Gerechten:
Die Rechte des Herrn behält den Sieg!
       Die Rechte des Herrn ist erhöht;
       die Rechte des Herrn behält den Sieg!
Ich werde nicht sterben, sondern leben
und des Herrn Werke verkündigen.
       Der Herr züchtigt mich schwer;
       aber er gibt mich dem Tode nicht preis.
Tut mir auf die Tore der Gerechtigkeit,
dass ich durch sie einziehe und dem Herrn danke.
       Das ist das Tor des Herrn;
       die Gerechten werden dort einziehen.
Ich danke dir, dass du mich erhört hast
und hast mir geholfen.
        Der Stein, den die Bauleute verworfen haben,
        ist zum Eckstein geworden.
Das ist vom Herrn geschehen
und ist ein Wunder vor unsern Augen.
       Dies ist der Tag, den der Herr macht;
       lasst uns freuen und fröhlich an ihm sein.
O Herr, hilf!
O Herr, lass wohlgelingen!
       Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn!
       Wir segnen euch, die ihr vom Hause des Herrn seid.
Der Herr ist Gott, der uns erleuchtet.
Schmückt das Fest mit Maien bis an die Hörner des Altars!
        Du bist mein Gott, und ich danke dir;
        mein Gott, ich will dich preisen.
Danket dem Herrn; denn er ist freundlich,
und seine Güte währet ewiglich.


EVANGELIUM MARKUS 16,1-8 – DIE BOTSCHAFT VON DER AUFERSTEHUNG
1 Und als der Sabbat vergangen war, kauften Maria Magdalena und Maria, die
Mutter des Jakobus, und Salome wohlriechende Öle, um hinzugehen und ihn
zu salben.
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2 Und sie kamen zum Grab am ersten Tag der Woche, sehr früh, als die Sonne
aufging. 3 Und sie sprachen untereinander: Wer wälzt uns den Stein von des
Grabes Tür? 4 Und sie sahen hin und wurden gewahr, dass der Stein weggewälzt
war; denn er war sehr groß.
5 Und sie gingen hinein in das Grab und sahen einen Jüngling zur rechten
Hand sitzen, der hatte ein langes weißes Gewand an, und sie entsetzten sich.
6 Er aber sprach zu ihnen: Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth,
den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier. Siehe da die Stätte,
wo sie ihn hinlegten. 7 Geht aber hin und sagt seinen Jüngern und Petrus,
dass er vor euch hingeht nach Galiläa; da werdet ihr ihn sehen, wie er euch
gesagt hat.
8 Und sie gingen hinaus und flohen von dem Grab; denn Zittern und Entsetzen
hatte sie ergriffen. Und sie sagten niemand etwas; denn sie fürchteten sich.

WOCHENLIED „WIR WOLLEN ALLE FRÖHLICH SEIN“ EG 100,1-5

IMPULS
„Es gibt immer einen Ausweg.“
Das ist ein starker Satz, gesprochen im Film „Lemony Snicket – Rätselhafte
Ereignisse“ (USA 2004) von einem der drei Baudelaire-Waisenkinder. Obwohl
diesem Film eine in den USA sehr beliebte Kinderbuchreihe zugrunde liegt, ist
der Autor nicht zimperlich. Er mutet seinen drei Helden – Violet, Klaus und
Sunny Baudelaire – einiges zu. Immer wieder wird gestorben und stets geraten
sie aufs Neue in Lebensgefahr, wohinter ein böser Mann namens Graf Olaf
steckt, der nach ihrer beträchtlichen Hinterlassenschaft giert. Aber sie können
sich immer wieder aus den brenzligsten Situationen befreien.
„Es gibt immer einen Ausweg“ – mit diesem Satz ihrer verstorbenen Eltern
trösten sie sich. Es ist ein starker Satz, weil er stark macht in Zeiten, die
schwach machen (können).
Allerdings: Der Tod macht schwach. Und er bietet auch keinen Ausweg. Das
ist der Unterschied von Wirklichkeit und Fiktion/Film.
Vieles am Tod macht uns Angst. Die Umstände des Sterbens, gewiss. Ganz
weit vorn ist, so denke ich, das Gefühl, im Tod allein dazustehen. Denn der
Tod zerreißt das Beziehungsnetz, welches uns Zeit unseres Lebens stets aufgefangen
hat: Familie, Freunde, Bekannte, Nachbarn.
Der Tod trennt. Er richtet eine unüberwindbare Barriere auf, er scheidet das
Hüben vom Drüben. Angst vor dem Tod lässt sich deuten als Angst vor dem
Ende aller Beziehungen, die sonst unser Leben so bereichern. Hatten wir Zeit
unseres Lebens immer reichlich Zeit, haben wir sie im Tod nicht mehr. Das
Spiel mit den Möglichkeiten in der Gegenwart – Was mache ich als nächstes?
–, dieses Spiel ist doch der Grund dafür, dass ich Hoffnung haben kann. Ist
meine Gegenwart noch so miserabel, es gibt doch immer noch die Möglichkeit,
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dass es anders wird. „Was soll’s, morgen ist ein neuer Tag!“ sage ich mir. Die
Zukunft ist offen!
Der Tod macht damit Schluss. Er schließt die Zukunft ein für alle Mal ab. Aus,
Ende, das Spiel ist vorbei und wird auch nicht mehr angepfiffen.
Das ist die Situation, mit der es Menschen zu tun haben, derzeit in geballter
Form.
Christi Erfahrungen mit dem Tod sind im Übrigen keine triumphalen. „Mein
Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen“ – das klingt nicht nach „Es
gibt immer einen Ausweg“! Das sollte uns Christen davor bewahren zu behaupten,
dass der Glaube die Angst vor dem Tode ausschließt.
Jetzt hilft buchstäblich nur noch Gott, denn der Mensch kann hier nichts weiter
mehr. Der Tod als das Ende aller Möglichkeit, Gott findet doch eine. Er lässt
seinen Sohn nicht zurück, sondern zieht ihn zu sich hin. Und er behielt das
nicht für sich, sondern Jesus Christus ist vielen erschienen. Und diese Menschen,
denen er erschien, erkannten den einstmals Toten, der heilte und von
Gott erzählte, als lebendig (nicht zu verwechseln mit: wiederbelebt a’la „Walking
Dead“!) wieder. Mit anderen Worte: Gott hat ihn in Gottes Leben auferweckt.
Es gibt immer einen Ausweg! Gott schafft ihn!
Der Apostel Paulus kümmerte sich um einen anderen Aspekt von Ostern. Damals
in Korinth war die Auferstehung Jesu völlig unstrittig. Daran hat kein
Christ gezweifelt. Deren Problem war der Glaube an die allgemeine Auferstehung
von den Toten: „Was soll dat Janze? Was bringt mir das, wenn ein anderer
aufweckt wird?“ Hilft mir das irgendwie bei meinen Todesängsten?
Doch nur dann, wenn das etwas mit mir zu tun hat.
Um eben diesen Punkt geht es Paulus, und darum tritt er den Zweiflern in der
Gemeinde von Korinth so energisch entgegen.
Wenn die Hoffnung, die Christus uns gegeben hat, nicht über das Leben in der jetzigen
Welt hinausreicht, sind wir bedauernswerter als alle anderen Menschen.
(1.Kor 15,19)
Christlich verstandene Hoffnung reicht also über das Leben in der jetzigen
Welt hinaus.
Christus ist von den Toten auferstanden! Er ist der Erste, den Gott auferweckt hat,
und seine Auferstehung gibt uns die Gewähr, dass auch die, die im Glauben an ihn
gestorben sind.
(1.Kor 15,20)
Wörtlich steht da: Christus ist die „Erstlingsfrucht der Entschlafenen“: Damit
ist ganz schlicht die numerische Reihenfolge gemeint: Er war der erste von
vielen, die ebenfalls auferweckt werden.
Aber es bedeutet noch mehr: Es ist der Auftakt. Da kommt noch was! Paulus
will sagen: Die Zukunft bleibt offen! Gott wird euch auferwecken wie er auch
seinen Sohn auferweckt hat.
In der Auferstehungshoffnung der Christen geht es gar nicht in erster Linie
um postmortale Existenz – ganz ehrlich, darüber können Sie so oder so denken.
Der antike Theologe Origenes dachte, dass wir als Kugel auferstehen
werden (die Kugel galt als der perfekte Körper). Na dann…
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Viel entscheidender ist die Beziehung zu dem lebendigen, weil auferstandenen
Herrn – „die zu Christus gehören“. Mitgehangen, mitgefangen. So funktioniert
das mit dem Glauben.
Von dieser Beziehung galt selbstverständlich, dass sie über die Todesgrenze
hinausreichen würde.
Der Tod sorgt dafür, dass Beziehungen abreißen, sagte ich zu Anfang. Gott
kümmert das nicht. Er reißt diese für uns endgültige Grenze einfach ein, indem
er uns zu sich hinreißt und uns damit eine Zukunft gibt.
Auferstehung der Toten ist ein hinreißender Vorgang: Der Beziehungsfaden
reißt nicht ab, einfach, weil Gott nicht will, dass er abreißt. Und wenn er sich
etwas in den Kopf gesetzt hat, ist er hartnäckig. Es geht im Kern also um die
ewige Gemeinschaft mit Gott: Das hat er für seinen Sohn getan, und er kann
dasselbe für dich tun.
Wie sagt Gott? Nichts trennt euch von mir. Es gibt immer einen Ausweg, denn
ich sorge dafür. Und wenn es das Letzte ist.


GLAUBE PRAKTISCH
Beten geht nicht nur mit Worten. Manche sagen, dass wir schon durch unseren
Atem beten können. Wie wäre es, sich heute einmal eine stille Ecke zu suchen
und zu genießen, wie der Atem ganz tief und ruhig werden kann? Einfach eine
Weile nur da sein und atmen und spüren: Gott ist mir nah…
                    (M. Käßmann: Fünf Minuten mit dem lieben Gott, 11. April)
 

LIED „ER IST ERSTANDEN, HALLELUJA“ EG 116, 1-2+5

FÜRBITTEN
Noch umgibt uns der Tod.
Aber du bist auferstanden, Christus.
Du bist das Leben und nimmst den Tod die Macht.
Du bist auferstanden und teilst dein Leben mit uns.
Komm mit deinem Leben in diese geplagte Welt.
Teile dein Leben
mit denen, die mit dem Tod ringen.
Teile dein Leben
mit denen, die von der Angst verschlugen werden.
Teile dein Leben
mit den Einsamen,
mit den Verzweifelten,
mit den Geschlagenen.
Du bist auferstanden und teilst dein Leben mit uns.
Komm mit deinem Leben in diese geplagte Welt.
Teile dein Leben
mit denen, die sich für andere hingeben.
Teile dein Leben
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mit denen, die für dieses Leben kämpfen.
Teile dein Leben
mit denen, die uns lieb sind und nach denen wir uns sehnen.
Du bist auferstanden, Christus,
du besiegst den Tod, damit wir leben.
Teile dein Leben mit uns
und lass uns aufleben
heute und in diesen österlichen Tagen.
Noch umgibt uns der Tod,
aber wir beten dich an,
denn du bist das Leben.
Halleluja.


VATERUNSER…


SEGEN
Der HERR segne dich und behüte dich;
der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig;
der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir + Frieden.
Amen.


EINEN HAB‘ ICH NOCH…
Im späten Mittelalter war es üblich, Osterpredigten mit Witzen zu beginnen.
Objekt der Belustigung war der Tod, und das Lachen eine Tugend. Nun, wir
heute beenden unsere Andacht damit.
Karl Barth wurde von einer etwas anstrengenden Dame nach dem ewigen Leben
befragt: „Herr Professor, sagen Sie bitte, ist es auch ganz gewiss, dass
wir im Himmel all unsere Lieben wiedersehen werden?“
Barth sah die Dame scharf an und sagte dann langsam und mit Nachdruck:
„Ja – aber die anderen auch.“
Bleiben Sie behütet!
Ihr