2. Sonntag nach Trinitatis

Gottesdienst zum 2.Sonntag nach Trinitatis ,21.06.2020 ,

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christie die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geist es sei mit uns allen Amen

 

Liebe Gemeinde,

Unser heutiger Predigttext beginnt mit einem ganz besonderen Lobpreis. Es sind nicht viele Stellen in der Bibel, in denen Jesus persönlich mit dem Vater redet.

In unserem Lobpreis und drückt Jesus aus, wie selbstverständlich die Trinität existiert. Und aus diesem absoluten Einverständnis entspringt der schönste Heilandsruf, den uns die Evangelien überliefert haben. Ich lese uns den Predigt Text aus dem Matthäusevangelium Kapitel 11, 25- 30:

25 Zu der Zeit fing Jesus an und sprach: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, dass du dies Weisen und Klugen verborgen hast und hast es Unmündigen offenbart. 26 Ja, Vater; denn so hat es dir wohlgefallen. 27 Alles ist mir übergeben von meinem Vater, und niemand kennt den Sohn als nur der Vater; und niemand kennt den Vater als nur der Sohn und wem es der Sohn offenbaren will. 28 Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. 29 Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. 30 Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht.

In drei Abschnitten hören wir, wie Gott auf die Menschen schaut. Und ganz unscheinbar kommt in diesem Predigttext das Ineinanderwirken der Trinität zum Ausdruck. Deutlich drückt Jesus aus, wie unbegreiflich das selbst für die klügsten Menschen ist, dass der allmächtige Gott, Herr des Himmels, in Jesus Christus erkannt wird und dieses Erkennen geschieht durch den Geist Gottes, der den Willen Jesu in der Welt offenbar macht.

 

Zunächst hören wir wie Jesus über seinen Vater und dessen Wohlgefallen jubelt – dann hören wir wie Jesus seine Jünger tröstet: diese innige Verwobenheit zwischen dem Vater und dem Sohn normalerweise unbegreiflich –  und darauf hin wendet sich Jesus allen Menschen zu und ruft sie in besonderer Weise in seine Gemeinschaft.

 

In diesen Versen lässt sich erstaunlich viel entdecken. Schauen wir einmal in die drei Abschnitte hinein.

1.)

In den ersten beiden Versen hören wir, wie Jesus über den Willen und das Wohlgefallen seines Vaters jubelt.

Interessant ist, dass Jesus den Heiligen, allmächtigen Gott, dessen Name man im Volk zu seiner Zeit kaum wagte auszusprechen, als Vater anredet. Hier kommt eine sehr innige Beziehung zum Ausdruck, die für die damalige Zeit höchst unüblich war. Jesus ist eben, vor aller Zeit in Gott und aus Gott geboren, als Sohn Gottes Mensch geworden in der Welt. Interessant aber auch, dass er im nächsten Atemzug Gott, den Herrn des Himmels und der Erde anbetet – eine Ehrfurcht, wie sie Gott gebührt. Hier ist Jesus wahrer Mensch. Wie selbstverständlich sehen wir an dieser Stelle die so genannte zwei Naturen Lehre: Jesus Christus – wahrer Gott und doch wahrer Mensch. Das war für Jesus überhaupt kein Problem. Er lebt es täglich.

Warum preist Jesus seinen Vater im Himmel? Weil er etwas den Klugen und Weisen dieser Welt verborgen hat.

Die Ursache seines Jubels könnte beinahe ein wenig verstörend wirken. Ist Jesus denn gehässig? Er preist Gott dafür, dass er Menschen etwas vor enthält? Es sind zwei Dinge, die wir in dieser innersten Gottesbeziehung entdecken können:

A) Gottes Wirken, Herrlichkeit und Gegenwart sind nicht mit menschlicher Weisheit und Klugheit zu ergründen. Psalm 139 sagt: Gott wie sind deine Gedanken so schwer für mich! Wie ist ihre Summe so groß! Wollte ich sie zählen, so wären sie mehr als der Sand. Gott, der alle Dinge geschaffen hat – der alle Naturgesetzmäßigkeiten so in Gang gesetzt hat, dass unsere ganze Welt so funktioniert wie wir sie erleben, wie sollten wir den mit unserem Verstand durchdenken können?

B) Wer sich für klug und weise hält, ist fern von der Erkenntnis Gottes. Im 1. Brief des Petrus Kapitel 5 Vers 5 heißt es: Gott widersteht den Hochmütigen den Demütigen aber gibt er Gnade (vgl. Sprüche 3,34). Es geht in diesem Wort also nicht vorrangig darum, dass ein Mensch weise ist oder intelligent, sondern dass er sich auf seine Weisheit und seine Klugheit etwas einbildet. Es geht um die, die vor der Welt viel gelten wollen. Dafür muss ein Mensch gar nicht klug sein. Es gibt eine Menge Menschen, die sogar ziemlich dumm sind, sich aber dennoch für sehr klug halten. Ebenso wie es sicherlich auch eine Menge Menschen gibt, die eigentlich sehr weise sind das aber nicht vor sich her tragen sondern bescheiden sind, weil sie ehrlich wissen, dass sie nur sehr wenig wissen.

 

Jesus lobte Gott dafür, dass diejenigen, die sich zu den Unmündigen halten, die ganze Großartigkeit der Botschaft in Jesus Christus entdecken können. Die Unmündigen, das sind nicht nur Kinder, das sind alle Verachteten, alle, die man für nicht recht zurechnungsfähig hält, alle, die vor der Welt nichts gelten. Solche Menschen suchen bei Jesus nicht einen Großmeister der Philosophie und Religion. Sie bombardieren ihn nicht mit zum Teil listigen Fragen aus der Theologie. Sie wollen gar nicht glänzen mit ihren Disputationen. Die Unmündigen kommen, weil sie Hilfe, Heil und Rettung suchen. Wir werden das im dritten Abschnitt noch einmal bedenken.

2.)

Dieser Jubelruf Jesu zu seinem himmlischen Vater mündet in eine kurze Jünger-Belehrung. Als wollte Jesus sagen: sei nicht verzagt, ihr könnt mich nicht umfassend begreifen genauso wenig wie ihr den heiligen Gott umfassend durchdringen könnt mit eurem Denken. Einzig die unteilbare Vater – Sohnschafft erkennt sein gegenüber durch und durch. Diese Offenbarung aber verheißt Jesus seinen Jüngern. Im Johannesevangelium redet er sehr offen davon: ich will euch den Tröster senden, den Heiligen Geist. Und der wird euch in alle Wahrheit leiten. (vgl. Jo 14,26).

 

Es ist wichtig, dass Jesus sich in dieser Weise seinen Jüngern offenbart, und sie dennoch in ihrer Einfalt belässt. Sie werden keine Theologie Professoren und müssen es auch nicht werden. Sie sollen einfach Zeugen der Offenbarung Jesu in der Welt sein.

Und diese Offenbarung ruft Jesus nun im dritten Teil in die Welt hinein. Sie ist der Ausdruck der göttlichen Grundeinstellung zu seiner geliebten Welt (nachzulesen in Johannes 3,16: so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen Eingeborenen Sohn gesandt hat, auf das alle, die an ihn glauben nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben.)

3.)

Nun wendet sich Jesus aller Welt zu und ruft sie zu sich:

kommt her zu mir, die ihr mühselig und beladen seid! Ich will euch Ruhe schenken. Nehmt auf euch mein Joch denn mein Joch ist brauchbar und meine Last ist leicht.“

„Da haben wir es! rufen sehr viele die das hören. Gott will uns nur eine Last aufhalsen mit seinen vielen Geboten. Es ist eine Mogelpackung, dass Jesus uns Ruhe schenken will! In Wirklichkeit will er uns unseren Spaß verderben und uns unter seiner Herrschaft versklaven.

In der Tat, spricht Jesus davon, uns ein Joch zu geben. Das klingt nach rackern wie ein Ochse. Warum sagt Jesus das? Zum einen weiß er, dass wir in dieser Welt nicht herrschaftslos sind. Martin Luther sagte einmal in seiner unverwechselbar derben Sprache: die Menschen sind Esel. Sie werden alle von einem geritten. Die einen reitet der Teufel in die Hölle die andern tragen Christus, der sie in den Himmel führt.

 

Dieser Ruf Jesu ist nichts weniger als der Ruf zum Herrschaftswechsel! Der scheinbar so freie Mensch ist doch ein Sklave seiner Wünsche seine Begierden. All die Verlockungen in der Welt, wenn sie uns ihren Absolutheitsanspruch aufzwingen machen uns zu ihren Sklaven. Wofür versklavt der Mensch sich nicht alles freiwillig!

Sie kennen bestimmt alle genug Beispiele, wo Menschen alles dransetzen, um es zu kriegen. Und die ernste Frage: was hast du am Ende davon? Wird meistens mit großer Aggressivität zurückgewiesen: wie kommst du darauf, meinen Lebenstraum zu hinterfragen? Was für ein Leben soll dieser Traum denn bringen?

Jesus aber steht da und ruft: hey Ihr Menschen, es mag euch oberflächlich vielleicht gut gehen, aber erkennt ihr nicht, wie sinnlos eure Lebenshatz ist ? Was wollt Ihr der Vergänglichkeit und der dahineilenden Lebenszeit entgegenhalten! Und am Ende steht ihr dann mit erbärmlich leeren Händen da, ohne ewiges Leben!

Die einfältigen Menschen hören das und sie zählen einfach eins und eins zusammen: ihre Lebenslast und die so mühsam verborgen gehaltene Seelennot stellen Sie der Verheißung Jesu gegenüber: ich will euch Ruhe für eure Seelen geben!

Und wer ehrlich ist, der erkennt, das er die Rechnung seines Lebens niemals begleichen kann.

Jesus ist ehrlich! Er sagt: du musst mein Joch auf dich nehmen! Was ist dieses Joch? Es bedeutet zum einen, das wir die Regeln, die Gott zum Leben gegeben hat, befolgen sollen. Die zehn Gebote sind ja nicht dazu da, um uns das Leben zu vermiesen, sondern um unser gesamtes Miteinander gelingen zu lassen. Wer anfängt die zehn Gebote in seinem Leben zu leben, der stellt fest wie gut diese Regeln sind und wie anders im besten Sinne sein Leben auf einmal funktioniert. Ja Jesus macht aus uns keine Marionetten! Wir bleiben mündige Menschen. Darum sagt er ja auch: nehmt… Er bürdet uns nichts auf; er bietet nur an, dass wir selber nehmen, was er uns hinhält.

Interessanterweise steht im griechischen Text hier: mein Joch ist brauchbar! Nicht wie Luther übersetzt: sanft. Das griechische Wort heißt auch sanftmütig - in Bezug auf Menschen z.B. Aber ein Blick auf technische Geräte passt die andere Bedeutung besser. Was wollen wir lieber als Gerätschaften für unser Leben, die brauchbar sind, damit unser Leben auch ein Erfolg wird - und zwar ein Erfolg, über die Seele sich zu tiefst freuen kann. Was Jesus uns also an die Hand gibt, hilft uns, damit unser Leben im umfassenden Sinne gelingen kann, auch wenn wir immer noch unsere Päckchen zu tragen haben. Das heißt also: die Hilfsmittel Jesu sind brauchbar, damit unsere Last uns nicht zu Tode drückt, sondern damit wir mit unseren Unzulänglichkeiten, Fehlern und Schwächen trotzdem unser Leben so leben können, dass unsere Seele aufleben kann – groß wird!

Ich denke, dass Jesus bei Joch an das typische, das Doppeljoch gedacht hat. Ein Doppeljoch liegt immer auf zweien, die gemeinsam die Last tragen, den Karren oder Pflug ziehen. Wenn wir das Joch Jesu nehmen dann ist der zweite, der uns tragen hilft kein geringer als Jesus selbst. Was gibt es Tröstlicheres, als in unseren mühseligen Alltagsgeschäften den Herrn und Meister an der Seite zu haben, der demütig ist von Herzen sanftmütig. Der dem Tod die Macht genommen hat und das ewige Leben ans Licht gebracht hat – der im Letzten unsere Schuld, die uns in den ewigen Tod stürzen wird, auf sich nimmt und uns dafür seine Lebensgemeinschaft in Gottes Reich schenkt.

 

Gott selbst ist es, der in Jesus Christus durch den Heiligen Geist uns heute zuruft:

Kommt zu mir! Gebt eure Selbstgerechtigkeit ab, die doch nicht wirklich gerecht macht und euch nur belügt.

Kommt zu mir und lasst euch von mir auf dem guten Weg des Lebens führen. So wird euer Leben in den Frieden münden, der alles vollkommen und endgültig gut machen wird. (Vgl. Offenbarung 21,3-5)

 

Ja, es bedarf nichts weniger als ein Herrschaftswechsel! Ich muss meine Klugheit, meine eigene Weisheit in die Hände Gottes legen – also hergeben! Meine ganze Selbstgefälligkeit, meine Selbstherrlichkeit, meine Selbstüberzeugtheit - alles, was mit diesem Ego sich selbst genug ist, taugt nicht, um mich in Gottes ewiges Leben zu bringen. So will ich es doch vor Gott ablegen und seine Lebenswahrheit dafür annehmen.

Da will ich mit unserem Namensgeber Paul Gerhardt singen und bekennen: EG 351,4:

„Mein Jesus ist mein Ehre, mein Glanz und schönes Licht. Wenn der nicht in mir wäre, so dürfte und könnt ich nicht vor Gottes Augen stehen und vor dem Sternensitz, ich müsste stracks vergehen wie Wachs in Feuers Hits.

3: „Der Grund, da ich mich gründe, ist Christus und sein Blut; das machet, dass ich finde dass ewge, wahre Gut. An mir und meinem Leben ist nichts auf dieser Erd; was Christus mir gegeben, das ist der Liebe wert.

 

Der Friede Gottes, der höher ist als alle menschliche Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus, unserem Herrn.

Amen